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Survival – einmal mit Gefühl bitte!

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Wow, das war sie nun. Die erste Woche meiner Natur- und WildnistrainerInnen Ausbildung. Ich hatte zwar ein gutes Gefühl und ein gewisses Bild was mich erwarten würde, aber meine Vorstellungen wurden einfach haushoch übertroffen.

Was ist Survival?

Lange hab ich „Survival“ über diesen einen Kamm geschert: Endzeitfreaks in Vollmontur im Kampf gegen die Natur. Uga-Uga!! So wie viele „die“ SelbstversorgerInnen bestimmt auch über einen Askese-Eremiten-Aussteiger Kamm scheren ;D

Als ich aber auf die Natur- und Wildnis Schule Ost (kurz: Nawisho) gestoßen bin, bekam ich gleich mal einen anderen Blick auf die ganze Sache. Das Survival im Sinne von „was kann mir die Natur geben, um mich draußen wohl zu fühlen“ hat mich schon länger angezogen. Die passenden AnbieterInnen blieben aber bis dahin aus.

Allein, dass die Kursbeschreibung mit Fragen beginnt, wie: „Du möchtest deine Naturverbindung stärken? Du möchtest näher am Herzschlag der Natur leben und fühlen?“

Bingo!

Wie ich später erfahren habe, wird das bei der „harten Survivalszene“ als „Baumkuscheln“ bezeichnet. Ich nehme das als Kompliment. Wenn Baumkuscheln das bedeutet, was ich dort spüren durfte, dann bin ich ab jetzt bekennende Baumkuschlerin.

Zwischen den Zeilen

Denn abseits von all den „hard skills“, die ich dort gelernt habe, habe ich mir für mein Leben vor allem viele gute Gefühle mitgenommen. Tatsächlich habe ich sowas wie eine Verbundenheit gespürt. Das geht von den wundervollen Menschen, die ich dort kennen lernen durfte bis hin zu einem Gefühl, dass ich tatsächlich als Naturverbundenheit bezeichnen würde. In diesem Ausmaß konnte ich das noch nie spüren. Ansatzweise. Aber nicht so.

Schlussendlich hab ich auch zu mir selbst mehr Verbindung gespürt. Und das ist ohnehin die Voraussetzung für alles andere.

Dankbarkeit

Danke. Gefühlt war in dieser einen Woche das Thema „Dankbarkeit“ so präsent, wie in meinem ganzen Leben zuvor nicht. Nämlich für die alltäglichen Dinge, die so selbstverständlich sind wie das Amen im Gebet. Nur ein Beispiel: Sich mal wirklich klar zu machen, wie cool es eigentlich ist, dass die Sonne einfach jeden Tag verlässlich aufgeht und somit eine der Grundlagen allen Lebens hier auf unserem kleinen Erdball ist – äh, wow? Danke :D

Mag komisch klingen und auch ich selbst musste mich da natürlich erst mal einlassen, um nicht ebenso die genannte Schublade raus zu ziehen… Aber ich bin froh, dass ich mich darauf einlassen konnte :) (Über Dankbarkeit habe ich übrigens schon früher mal berichtet: Check!)

Hardskills!

Wow! Ich liebe es ja ohnehin, Dinge mit meinen Händen zu machen. Und es hat mir sooo Spaß gemacht! Was wir so gemacht haben:

Feuerbohrer

Boah! Es ist schwieriger als es aussieht und braucht echt Geduld und Übung :D Im Prinzip geht es darum, ohne Feuerzeug Feuer zu machen. Alles was man braucht ist ein Messer und für den Anfang eine Schnur (später wird die auch noch selbst gemacht). Vielleicht berichte ich später nochmal darüber, wenn ich es selbst mal geschafft habe, damit Feuer zu machen ;) Einige haben es in der Woche hinbekommen! So wunderbar!

Feuer machen mit dem Bowdrill Feuer machen mit dem Bowdrill Feuer machen mit dem Bowdrill Feuer machen mit dem Bowdrill Feuer machen mit dem Bowdrill Feuer machen mit dem Bowdrill Feuer machen mit dem Bowdrill

Gebrauchsgegenstände

Eine Schüssel und Löffel aus Holz mit Hilfe von Glutbrennen. Das heißt, die Vertiefung wird nicht geschnitzt (da bräuchte man ja spezielleres Werkzeug), sondern mit einem Stück Glut ausgebrannt und ausgekratzt!

Martin zeigt eine Brennnesselschnur Brennnesselschnur herstellen Brennnesselschnur herstellen Brennnesselschnur herstellen

Einen Graskorb haben wir auch geflochten (sogar selbst eine Nadel geschnitzt)! Das Coole: Geht auch mitten im Sommer gut und ich „fürchte“ ich könnte da richtig rein kippen :) Schaut, wie schön der ist! Mit den Schnüren, die wir aus Brennnesseln gemacht haben, wären wir zwar alt geworden, aber zumindest weiß ich nun auch, wie das geht :)

Foto von getrocknetem Heu Foto von Frau beim Graskorbflechten Foto von Gruppe beim Graskorbflechten Foto von Frauen beim Graskorbflechten Foto von Frau beim Graskorbflechten Foto von Gruppe beim Graskorbflechten Foto von Frau beim Graskorbflechten Foto von Gruppe beim Graskorbflechten Foto von Korb aus Gras Foto von Korb aus Gras Foto von Korb aus Gras mit Ringelblumen

Sonstiges

Eine Laubhütte bauen! Oder Shelter, oder Biwak, oder Debrishut… Im Prinzip ein „Naturschlafsack“, denn er so gerade so groß sein, dass man noch rein passt. Zu viel Luft = unnötige Kälte. Ich habe soo gut darin geschlafen. Auf Heupolster – so ein leiwander Duft :D Als Zwischenschritt mit dem Schlafsack (Angst vor Kälte ;))

Laubhütte bauen Laubhütte bauen Laubhütte bauen

Umgerechnet steckten in unserer Hütte 15-20 Arbeitsstunden (zu dritt haben wir gebaut). Wirft natürlich die Frage auf, wie man das im Notfall (in ca. 2 Stunden?) schaffen soll. Aber wie bei allem: Übung, Übung, Übung. Es wurde so oft an uns appelliert, dass es nicht bei dem einem Mal ausprobieren bleiben sollte ;) Und ich freue mich auch schon drauf, zu Hause so eine Hütte zu bauen :))

Ansonsten haben wir noch verschiedene Methoden probiert, Wasser ohne Topf zum Kochen zu bringen: Zum Beispiel in einem ausgekohlten Stück Holz mit heißen Steinen, oder in Röhren von Japanischem Staudenknöterich, den es fast überall in Massen gibt, oder sogar in einer Plastikflasche, die, gefüllt mit Wasser, in der Glut nicht schmilzt. Irre oder? Ist zwar mega ungesund, aber bevor ich draufgeh‘ trinke ich lieber einen Bisphenol-A Cocktail ;D Zumindest auch gut zu wissen.

Immer schön langsam

Was mir sehr gefallen hat, ist der Ansatz, nicht alles gleich auf einmal zu machen. Langsam wurden wir in die Thematik rein geführt. Also: Okay, du musst nicht gleich die Schnur für den Feuerbohrer selbst machen… oder schlaf doch mal nur eine Stunde ohne Schlafsack in der Laubhütte, und und und. Das hat für mich absolut die Motivation gesteigert und es wurde auch ein realistisches Bild gezeugt, wie man ohne Frustration all diese Dinge (und es sind nicht wenige) zu lernen, die man braucht um mit Hilfe der Natur und der eigenen Fähigkeiten zu überleben.

Sinne schärfen

Probier mal aus, Dich schleichend, langsam und am Fußballen durch den Wald zu bewegen. Dazu noch einen „Weitwinkelblick“ (also in eine Richtung schauen sich aber nicht auf einen Punkt fokussieren, sondern den Blick eben weiter werden lassen) und einfach genießen. Hm… nimmst du plötzlich mehr von deiner Umgebung wahr? Fährt das Plappermaul im Kopf plötzlich runter? Coole Sache :)

Fazit?

Wow, einfach wow. Wie gesagt, von der Philosophie und der „Metaebene“ bin ich gerade noch mehr begeistert, als von den Handwerken (da wusste ich einfach vorher, dass es mir riesen Spaß machen wird). Wen es noch genauer interessiert, kann sich das Kursprogramm hier ansehen. Einziger Wermutstropfen: Es bleibt eine geschlossene Gruppe für die nächsten 16 Monate, aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten ;) Ich kann’s nur weiter empfehlen.

Ich freue mich jedenfalls schon darauf, wie es weiter geht. Wir wurden schon lachend „vorgewarnt“, das das erst der Anfang eines langen Prozesses war – und so fühlt es sich auch an. Ich freue mich auf die Reise!

Danke Martin, Claudia, Hans und allen, die dabei waren und diesen Prozess-Start möglich gemacht haben!

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